Wir sitzen fest im Sattel
Ein unterrichtsbegleitendes Projekt der Albert-Schule Ihringen zur Stabilisierung der Persönlichkeit
Das Projekt – Voraussetzungen, Planung und Durchführung
Im Schuljahr 2020/21 konnte an der Albert-Schule für die Schülerinnen und Schüler ein Projekt konzipiert und durchgeführt werden, das den Kindern die Gelegenheit bot, erste Erfahrungen im Umgang mit Pferden zu machen.
Möglich wurde das Projekt durch die Bereitschaft und die Expertise von Frau Leonhardt, das Projekt fachlich zu leiten und durchzuführen. Der Umstand, dass Frau Leonhardt aus-gebildete Fachfrau für Therapeutisches Reiten ist und zudem einen Reitstall betreibt, der sich in unmittelbarer Nähe zur Schule befindet, waren gute Voraussetzungen für das Zustandekommen des Projekts. Durch die finanzielle Unterstützung der „Stiftung PSD L(i)ebensWert“ konnte das Projekt realisiert werden.
Jeweils freitags von 9:30 Uhr bis 11:30 Uhr besuchte einer Kleingruppe von durchschnittlich vier Schülerinnen und Schülern den Reitstall. Begleitet wurde die Gruppe von einer Lehrkraft der Schule.
Die ersten Besuche dienten dazu, möglichst vielen Kindern die Gelegenheit zu geben, das Projekt kennenzulernen, um dann entscheiden zu können, ob sie regelmäßig daran teil-nehmen möchten. Die Resonanz auf das Angebot zeigte, dass sich fast alle Kinder für eine regelmäßige Teilnahme entschieden. Die Zielsetzung der folgenden Termine bestand darin, den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit zu geben, sich angstfrei in der Nähe der Pferde aufzuhalten. Manche Kinder standen in größerer Entfernung am Zaun und schauten nur zu, andere zeigten sich neugierig und unerschrocken. Die Vorgehensweise, den Kindern keine Vorgaben zu machen und ihnen die Entscheidung zu überlassen, wie weit sie sich einem Tier nähern wollten, hatte den positiven Effekt, dass die meisten Kinder die anfängliche Skepsis überwinden konnten.
Allgemeine Ziele des Projekts
Im Rahmen des Projekts hatten die Schülerinnen und Schüler ein hervorragendes zusätzliches Lernangebot, in dem sie in einer Realsituation Erfahrungen sammeln und sich bewähren konnten. Sie lernten nicht nur über Pferde, sondern mit Pferden.
Dabei kam dem Erwerb sozialer Kompetenz beim gemeinsamen Besuch des Reiterhofs, der Planung gemeinschaftlichen Handelns in der Gruppe und beim Umgang innerhalb der Gruppe sowie mit den Tieren eine große Bedeutung zu. Besonderes Augenmerk wurde auf die Entwicklung von Empathie gelegt.
Zusätzlich zu kognitiven Lerninhalten sollten das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit der Kinder gestärkt werden. Sie sollten die Erfahrung machen können, dass Ängste überwunden werden können und der Umgang mit Tieren beruhigend und stärkend wirken kann.
Des Weiteren wurden beim Reiten motorische und körperliche Fähigkeiten trainiert, wie die Kräftigung und Dehnung der Muskulatur, sowie die Verbesserung des Reaktions-, Gleichgewichts- und Koordinationsvermögens.
Im Rahmen des Projekts lernten die Schülerinnen und Schüler grundsätzliche Aufgaben und Begriffe der Pferdepflege und der Pferdehaltung kennen. Einfache Pflegearbeiten konnten sie nach kurzer Zeit teilweise selbstständig erledigen. Die regelmäßig durchzuführenden Alltagsroutinen wie Füttern, Striegeln oder Hufe auskratzen förderten den Beziehungsaufbau als auch die Verantwortungsübernahme für ein Tier.
Individuelle Ziele des Projekts
Gemeinsam mit den einzelnen Schülerinnen und Schülern wurden individuelle Aufgaben und Ziele für den aktuellen Projekttag besprochen und festgelegt. Die individuelle Entwicklung des jeweiligen Kindes wurde regelmäßig mit der Klassenlehrkraft reflektiert.
Hatte zum Beispiel ein Kind den Wunsch ein Pferd zu berühren, aber auch große Angst vor der Stärke des Tieres, dann wurde der Kontakt langsam und vorsichtig angebahnt, indem das Kind zunächst das Tier nur beobachtete. Mit wachsendem Zutrauen näherte es sich dann dem Tier und berührte das warme weiche Fell. Im nächsten Schritt übernahm das Kind dann einfache Pflegeaufgaben und lernte das Pferd zu führen. Das schrittweise Vorgehen trug dazu bei, dass das Kind Selbstvertrauen aufbauen und Selbstwirksamkeit erfahren konnte.
Danach war es meist nur noch ein kleiner Schritt, um sich auf den Rücken des Pferdes zu setzen.